Am 15. August wäre Annemarie Schierz 100 Jahre alt geworden. Dem Leben und Schicksal der Jüdin, die in Horka bei Crostwitz sorbisch aufwuchs und als junges Mädchen zum katholischen Glauben übergetreten war, setzte der sorbische Schriftsteller Jurij Koch 1963 mit seinem Erstlingswerk „Židowka Hana“ ein literarisches Denkmal. Wissenschaftler arbeiten weiter daran, um zu erforschen, wie „Hana“ – so wurde sie im Dorf genannt – Opfer der Judenverfolgung in Deutschland wurde.
Bautzen/Horka (SN/at). Kochs Novelle „Židowka Hana“ interessierte den Historiker Dr. Hermann Simon, Gründungsdirektor der Stiftung Neue Synagoge – Centrum Judaicum in Berlin, im Jahr 1990 sehr. Wollte er doch eine Arbeit über Juden und Sorben schreiben. Simon konnte sich seinerzeit den Inhalt nicht erschließen, denn das Büchlein lag nur in sorbischer Sprache vor, und Jurij Koch war nicht bereit, das frühe, aus seiner späteren Sicht handwerklich nicht ausgereifte Werk ins Deutsche zu übertragen.