Mein Vater schrieb aus seinen Erfahrungen als Reporter vor fast vier Jahrzehnten das Buch „Afrika wird totgefüttert – Plädoyer für eine neue Entwicklungspolitik“ über die Zerstörung lokaler Nahrungsmittelproduktion durch bestimmte Formen „westlicher“ Nahrungsmittelhilfe, die mehr politischer Einflussnahme als selbstständiger Entwicklung der Menschen in den Empfängerländern diente. Bei uns in der Lausitz geht es Gott sei Dank nicht um Abwendung von Hungersnot, aber immerhin um die Wiederbelebung einer weitgehend verdorrten Sprachlandschaft. Dort, wo vor drei Generationen fünf- von sechstausend Abonnenten unserer sorbischen Zeitung lebten, sind heute kaum fünfzig Menschen des Sorbischen mächtig. Nun wurde im Zusammenhang mit den Dutzenden Millionen Euro Strukturwandel-Geldern für Revitalisierung des Sorbischen die Parole ausgegeben, man wolle damit eine Entwicklung auf den Weg bringen, die zu hunderttausend Sorbisch Sprechenden im Jahr 2100 führe, also mehr als doppelt so viele wie heute.