Mit der Inszenierung „Narske bajki abo Mina pitśku zwita“ (Närrische Märchen oder Frau Müller dreht am Rad), die Annekatrin Weber aktuell in allen Rollen in der Niederlausitz zeigt, verabschiedet sich der Autor und Regisseur Stephan Siegfried als Leiter der Sparte Puppenspiel vom Deutsch-Sorbischen Volkstheater. Seine Nachfolge tritt Tim Heilmann an. Foto: Miroslaw Nowotny

Fast fünfzig Kinder auf der Bühne

Mittwoch, 31. Mai 2023 geschrieben von:

Zum 24. Mal fanden in diesem Jahr die Tage des sorbischen Kindertheaters in Bautzen statt. Zwei Tage lang verbesserten die Teilnehmenden ihre Talente.

Bautzen/Budyšin (SN). Im Kleinen Saal des Bautzener Burgtheaters herrscht absolute Stille, wenn Katka Pöpelec mit den Kindern des Hortes in Sielow bei Cottbus an ihrem Stück „Ptaškowa swajźba“ – „Die Vogelhochzeit“ arbeitet. Zum dritten Mal schon beteiligen sich die Kinder mit ihren Betreuern an diesen Tagen.

Natürlich nehmen nicht nur Kinder aus der Niederlausitz am gemeinsamen Angebot des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters, des WITAJ-Sprachzentrums und der Stiftung für das sorbische Volk teil. 48 Schüler aus insgesamt vier Bildungseinrichtungen – drei Grund- und eine Oberschule – aus Sielow, Ralbitz, Hoyerswerda und Radibor, beteiligen sich. Alle zwei Jahre finden die Tage statt. Zuletzt waren sie der Corona-Pandemie wegen ausgefallen. Nun finden sie wieder turnusgemäß in Bautzen statt, da hier „eine optimale Infrastruktur mit Jugendherberge und Berufstheater“ besteht, verrät der Projektverantwortliche John Petrick.

Vor sechzehn Jahren kam der Gedanke eines kollegialen Miteinanders zwischen sorbischen und mecklenburg-vorpommerischen Musikern auf.

„Ohne Juro Mětšk wäre der Gedanke eines gegenseitigen Austauschs nur ein schöner Gedanke geblieben“, sagt Malte Hübner, Violinist und Komponist in Rostock. Er ist einer der Hauptinitiatoren dieser Erfolgsgeschichte und begrüßte die in Bautzen beim Konzert „FERNWEH VI“ Anwesenden in unserer Muttersprache.

Die diesjährige Fortsetzung der Konzertreihe mit „FERNWEH VI“ widmeten die beteiligten Musiker dem Andenken an den im vorigen Jahr verstorbenen Juro Mětšk. Das Ensemble der Hochschule für Musik in Rostock unter der Leitung von Benjamin Lang war am 30. April in Löbau und am 1. Mai im Saal des Sorbischen National-Ensembles in Bautzen zu Gast. Ein drittes Konzert erfolgte am 5. Mai in Rostock. Dem Interpretationsteam gehörten Chiara Colanero (Flöte), Johann Heller (Horn), Chun-An Chuang (Schlagzeug), Holger Wangerin und Malte Hübner (Violine) sowie Julia Depper-Lang (Viola) an.

Finale unterm Bismarckturm

Mittwoch, 31. Mai 2023 geschrieben von:

Burg/Bórkowy (SN/MiR). Die Bühne unter dem Bismarckturm in Burg im Spreewald erlebte am Pfingstwochenende einen grandiosen kulturellen Höhepunkt. Das Sorbische National-Ensemble (SNE) zeigte die finale Inszenierung der Geschichte um den Sorbenkönig Juro. Mit dem Bühnenwerk „Die Erfüllung“ beendet die Autorin Jěwa-Marja Čornakec diese erfolgreiche Reihe um sorbische Sagenfiguren und Mythen. 2024 wird sie sich anderen Themen widmen.

Wird Sorbisch totgefördert?

Mittwoch, 31. Mai 2023 geschrieben von:
Marcel Braumann

Mein Vater schrieb aus seinen Erfahrungen als Reporter vor fast vier Jahrzehnten das Buch „Afrika wird totgefüttert – Plädoyer für eine neue Entwicklungspolitik“ über die Zerstörung lokaler Nahrungsmittelproduktion durch bestimmte Formen „westlicher“ Nahrungsmittelhilfe, die mehr politischer Einflussnahme als selbstständiger Entwicklung der Menschen in den Empfängerländern diente. Bei uns in der Lausitz geht es Gott sei Dank nicht um Abwendung von Hungersnot, aber immerhin um die Wiederbelebung einer weitgehend verdorrten Sprachlandschaft. Dort, wo vor drei Generationen fünf- von sechstausend Abonnenten unserer sorbischen Zeitung lebten, sind heute kaum fünfzig Menschen des Sorbischen mächtig. Nun wurde im Zusammenhang mit den Dutzenden Millionen Euro Strukturwandel-Geldern für Revitalisierung des Sorbischen die Parole ausgegeben, man wolle damit eine Entwicklung auf den Weg bringen, die zu hunderttausend Sorbisch Sprechenden im Jahr 2100 führe, also mehr als doppelt so viele wie heute.

„Ausdruck von Demokratie“

Mittwoch, 26. April 2023 geschrieben von:

Rege Diskussion auf der 22. Hauptversammlung der Domowina in Cottbus

Cottbus (SN/at). Die Hauptversammlung der Domowina ist der Souverän, sie beschließt Aufgaben, die der Bundesvorstand und die Geschäftsstelle zu erfüllen haben. Der Beginn der 22. Domowina-Hauptversammlung am 22. April in der Alten Chemiefabrik Cottbus jedoch sah anders aus. Jakub Wowčer, Vorsitzender des sorbischen Jugendvereins Pawk, schlug vor, die vorliegende Tagesordnung um einen Punkt zum Thema „politisches Mandat und Funktion in der Domowina“ zu erweitern. Das ließ Hauptgeschäftsführerin Judit Šołćina mit dem Verweis darauf nicht zu, dass die Delegierten sich darauf nicht vorbereiten konnten. Der Antragsteller könne dazu in der Diskussion das Wort nehmen. Die Reaktion weckte Unverständnis, denn in anderen großen Vereinen ist so ein Vorgehen durchaus möglich. Somit wartet auf den Ausschuss für innere Demokratie und sorbische Zivilgesellschaft des Domowina-Bundesvorstandes eine neue Aufgabe: Klarheit zu schaffen, dass sich so ein Fall nicht wiederholt.

Dem Vergessen entreißen

Mittwoch, 26. April 2023 geschrieben von:

Mit gleich vier Tafeln wird nun an Adam Gottlob Schirach erinnert

Die neue Gedenktafel für Adam Gottlob Schirach (1724–1773) existiert vier Mal. Die „Mutter aller Tafeln“ wurde am 2. April, zu Schirachs 250. Todestag, auf dem Kirchhof in Kleinbautzen enthüllt. Auf ihr werden Leben und Werk des sorbischen Übersetzers, Schriftstellers, Pfarrers und Bienenforschers gleichrangig auf Deutsch und Sorbisch dargestellt.

Die zweite Tafel wurde in der Kirche von Kleinbautzen, Gemeinde Malsch­witz, eingeweiht. Sie ist ein Geschenk an das Bienenmuseum in Weimar, wo man bis dato noch nichts von der Existenz des großen Gelehrten aus der Oberlausitz gewusst hatte. Der Bautzener Landrat Udo Witschas (CDU) sponserte diese Tafel und weihte sie auch mit ein. Er sagte, Schirach sei ein Vorreiter seiner Zeit gewesen und man könne stolz sein, dass er „einer von hier“ sei.

NEIN, das war sie nicht! Obwohl, sie hätte es sein können und auch müssen! Wenn, ja wenn …

Doch der Reihe nach! Am 2. März 2023 debattierte der Bundestag über „25 Jahre Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen“. Sie verpflichtet die Unterzeichnerstaaten, den Gebrauch der Minderheitensprachen in Wort und Schrift zu fördern, ganz besonders bei Schülerinnen und Schülern. Die Länder müssen dem Europarat in Straßburg regelmäßig berichten. Experten, die die Angaben prüfen, forderten 2022 von der BRD, „sofortige Maßnahmen […], um eine ausreichende Anzahl von ausgebildeten Lehrern für den Unterricht in den Regional- oder Minderheitensprachen sicherzustellen“.

Hiesige Interessen beachtet, friesische noch nicht

Mittwoch, 26. April 2023 geschrieben von:

Von der Reform des Namensrechts in der Bundesrepublik versprechen sich die Sorbinnen und Wendinnen Verbesserungen. Wie dem kurz nach Ostern veröffentlichten Gesetzentwurf zu entnehmen ist, sollen sie zukünftig die für slawische Sprachen typischen weiblichen Endungen des Familiennamens in die Personaldokumente eintragen lassen können. Das war bisher verwehrt.

Berlin/Bautzen (SN/at). Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) stellte den Entwurf des „Gesetzes zur Änderung des Ehenamens- und Geburtsnamensrechts“ der Öffentlichkeit vor.

So wie die Sorben/Wenden hatten auch die Friesen den Entwurf mit großem Interesse erwartet. Schließlich betrifft eine der fünf Neuerungen „geschlechtsangepasste Familiennamen“. Wer sich mit dem Dokument vertraut macht, kann dazu keine wesentlich andere Situation feststellen, als diese bei der Podiumsdiskussion zur Vernissage der Wanderausstellung „Was heißt hier Minderheit?“ vor gut einem Jahr im Bundestag in Berlin gezeichnet wurde.

Sorge um fast einhundert sorbische Denkmale

Mittwoch, 26. April 2023 geschrieben von:

Bautzen. Der Denkmalausschuss der Maćica Serbska behandelte in den letzten 21 Jahren 73 Denkmalprojekte. Die meisten Denkmalvorhaben wurden in den Jahren von 1993 bis 2023 erfolgreich realisiert und das Gremium auf seiner letzten Beratung am 4. April aufgelöst. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Arbeit an Denkmalprojekten beendet ist. Der Fachbeirat der Stiftung für das sorbische Volk wird diese weiterführen.

Chróšćan Šulerjo

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