Weil der deutsche Staat es in der Vergangenheit mit uns Sorbinnen und Sorben oft genug nicht gut meinte, neigen wir nun, da der Staat sich gebessert hat, zu der Meinung, das wirklich Gute müsse er vollbringen. Deshalb wird seit Jahren gebetsmühlenartig wiederholt, bei den Schulen dürfe man „den Staat nicht aus der Verantwortung entlassen“. Die Gründung einer freien sorbischen Schule, die es mit der sorbischen Sprache so ernst nimmt, wie wir es für unsere Zukunft brauchen, sei daher abwegig. Nun hat ausgerechnet der Direktor der Stiftung für das sorbische Volk, Jan Budar, im Gespräch mit unserer Zeitung genau so eine „private“ Bildungseinrichtung ins Gespräch gebracht, mit der Druck auf staatliche Schulen gemacht werden könnte – zum Wohle aller. Interessanterweise argumentiert Budar mit den „deutschen Nachbarn“, die es uns mit der Gründung freier – gesetzlich vom Staat mitfinanzierter – Schulen vorgemacht haben. Zum Beispiel da, wo der Staat seine Verantwortung abgeworfen und Schulen geschlossen hat.