Ein Dissident ist Jurij Koch (Jg. 1936) nie gewesen, ein kritischer Geist aber sehr wohl. Einer, der Dinge nicht vordergründig schönredet, sondern sie hinterfragt. Diesen kritischen Nicht-Dissidenten wollten Cottbuser Hardliner in der DDR am liebsten hinter „schwedischen Gardinen“ verschwinden lassen, nachdem er auf einem Schriftstellerkongress politisch und ökologisch Tacheles geredet hatte. Wer damals (zuweilen gilt das auch für heute) die Wahrheit für sich gepachtet hatte, für den schienen Texte des sorbischen und deutschen Autors reinweg Teufelswerk. Man denke an den wunderbaren Essayband „Jubel und Schmerz der Mandelkrähe“ (eine sprachliche Delikatesse und eine vorzügliche, aufrüttelnde Nachdenklichkeit!), seinen desillusionierenden und entromantisierenden Roman „Landung der Träume“ oder die Novelle „Der Kirschbaum“ (eine der schönsten und tiefgründigsten Erzählungen im 20. Jahrhundert).