Für Friesen, Dänen und Sorben ist die vom Bundestag beschlossene Reform des Namensrechts in Deutschland mit ihren Regelungen, die die Namenstraditionen der autochthonen Minderheiten wieder aufgreifen, ein wichtiges Ereignis. Wer sich im Nachhinein unter diesem Aspekt für die konkreten Debattenbeiträge der Redner im Parlament interessiert, der und dem steht das Material in der Parlamentsdokumentation im Internet jederzeit zur Verfügung.
Von einem gewichtigen Ereignis zu sprechen, das trifft auch hinsichtlich der unlängst in Cottbus/Chóśebuz stattgefundenen Sitzung des Domowina-Bundesvorstands zu. Erstmals stellten Teilnehmende des Sprachprojekts „Zorja“ für Niedersorbisch in der Niederlausitz dem Gremium vor, was sie in acht Kurs-Monaten gelernt haben. Das ist beachtlich.
Bautzen/Budyšin (SN/mb). Dem Töten und dem Hass wollen zwanzig verdiente sorbische Persönlichkeiten mit Blick auf den Krieg in der Ukraine mit ihrem Aufruf zum Frieden Einhalt gebieten. Dazu haben sie in einem Schreiben an die Präsidenten Russlands und der Ukraine, Putin und Selenskyj, das den Botschaften beider Staaten in Berlin zugeschickt wurde, einen konkreten Vorschlag für die Beendigung des Krieges unterbreitet. Die Initiative hat Marko Suchy auf den Weg gebracht. Der ehemalige Direktor der Stiftung für das sorbische Volk, derzeit Vorsitzender des Rates für sorbische Angelegenheiten Sachsens, ist Sprecher der Gruppe, die zurzeit übers Internet weitere Unterstützer-Unterschriften sammeln (https://www.serbja.info/namolwa-za-mer sorbisch und deutsch) möchte.
Die Botschaft der zweiten Sorbischen Debatte am 13. März in der Mehrzweckhalle „Jednota“ in Crostwitz/Chrósćicy führte verschiedene dort vorgestellte Positionen zusammen: Die Sorben müssen mehr Verantwortung für ihr Schulwesen übernehmen. Die gemeinsame Veranstaltung der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen, der Redaktion Serbske Nowiny und der Stiftung für das sorbische Volk moderierte die Redakteurin unseres Abendblattes, Milenka Rječcyna. Gäste auf dem Podium waren Diana Šołćina, Leiterin der Sorbischen Oberschule „Michał Hórnik“ Räckelwitz/Worklecy, Madleńka Šołćic, welche ihre Kinder zehn Jahre aus Bautzen/Budyšin in die Grundschule nach Crostwitz gefahren hat, Dr. Měrćin Krawc, Mitglied des Serbski Sejm und dessen Bildungsausschusses, und Jan Rjeda, stellvertretender Vorsitzender des Sorbischen Schulvereins (SSV) und Lehrer an der Sorbischen Oberschule Ralbitz.
Welchen Platz nehmen die Sorben im Strukturwandel-Prozess ein, der zurzeit die Gemüter in der Lausitz bewegt? Darüber sprachen wir in Schleife, bisher mitten im Braunkohlerevier.
Bautzen/Budyšin (SN/bn). Unter der Überschrift „Wer sind wir – Indigene, Autochthone oder etwas anderes?“ haben die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, das Sorbische Institut (SI), Serbske Nowiny und die Stiftung für das sorbische Volk am 20. März die dritte Sorbische Debatte gestaltet. Auf dem Podium im Saal des Bautzener Hauses der Sorben diskutierten der Rechtsanwalt und Mitglied des Serbski Sejm Hajko Kozel, die Domowina-Geschäftsführerin Judit Šołćina, der Ethnologe Prof. Dr. Leoš Šatava aus Prag und Dr. Detlev Rein, ehemaliger Leiter des Referates für Minderheitenrecht und Minderheitenpolitik des Bundesministeriums des Innern.
Die Sorbischen Wählervereinigung (SWZ) lud bereits Mitte Februar zur öffentlichen Versammlung nach Neudörfel/Nowa Wjeska ein, um die Kandidaten für die Wahl des neuen Kreistags Bautzen am 9. Juni zu nominieren.
Neudörfel/Nowa Wjeska (SN/MiP). Gleich zu Beginn der Versammlung benannte Měrko Šmit das klare Ziel der Wählervereinigung: Mindestens ein Kandidat solle in jedem der insgesamt zehn Wahlkreise nominiert werden. Um das zu erreichen, sprach er in den Wochen zuvor viele Menschen an. Mit Erfolg, denn bis auf die Wahlkreise Hoyerswerda/Wojerecy und Wittichenau/Kulow konnten in allen weiteren zwei Kandidaten aufgestellt werden. „Es ist sehr wichtig, dass wir im Kreistag vertreten sind, da wir als Wählervereinigung von politischen Parteien unabhängig die spezifischen Interessen der Sorben ausdrücken. Bisher gibt mit Jan Budar nur einen Kandidaten, der uns vertritt. Das wollen wir ändern“, betonte Měrko Šmit. Er selbst und Diana Pawlikowa, Managerin im Projekt zur Revitalisierung der sorbischen Sprache ZARI, kandidieren im Wahlkreis Radeberg.
Die zahlreichen Versuche, die bestehenden nationalen Probleme nach dem Ersten Weltkrieg zu regulieren, erwiesen sich zunehmend als Illusion. Zu Beginn der 1930er Jahre wandte sich die Mehrheit der europäischen Staaten autoritären und totalitären Staatsformen zu. Das führte dazu, dass sich die Situation nationaler Minderheiten in Deutschland und in weiteren Ländern zusehends verschlechterte.
Schon kurz nach der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 kam es zu verschiedenen Maßnahmen gegen ihre politischen Gegner. Hausdurchsuchungen, Versammlungs- und Veröffentlichungsverbote sowie Verhaftungen waren nun jederzeit möglich. Die erste Hausdurchsuchung der Gestapo bei dem sorbischen Minderheitenpolitiker, Journalisten und Schriftsteller Jan Skala fand am 13. Mai 1933 statt. Durch solche Maßnahmen versuchten die neuen Machthaber insbesondere seine journalistische Tätigkeit zu behindern.
Auf dem Tisch liegt ein rosafarbener Briefumschlag. Neugierig frage ich mich: Was mag wohl in ihm verpackt sein? Ist das etwas nur für Frauen und Mädchen? Nein! Im Umschlag verbirgt sich die feministische Anthologie „AUFBRUCH IST WEIBLICH“. Gemeinsam mit sieben sorbischen Jugendlichen beschäftigt sich die Herausgeberin des Buches Jessy James LaFleur mit der Frage, wie das Leben einer jungen Frau in der Lausitz aber auch generell in unserer Welt aussieht. Die Einblicke, welche die Frauen vermitteln, sind oftmals scharf wie die Klinge eines Messers, das tief in das männliche Ego sticht. Es entsteht der Eindruck, dass die Poetinnen mit diesem Buch endlich einmal abrechnen wollten: Mit ihrer Frustration auf die Gesellschaft, aber auch mit einem System, welches sie als Frauen konsequent benachteiligt.
Maćica Serbska sucht neue Wege
Bautzen/Budyšin. Dr. Anja Pohončowa bleibt Vorsitzende der sorbischen wissenschaftlichen Vereinigung Maćica Serbska. Sie wurde auf der Haupt- und Wahlversammlung am 9. März in Bautzen in der Funktion bestätigt. Die Arbeitsgruppe „Quo vadis, Maćica?“ erhielt den Auftrag, Vorschläge für die Neuausrichtung des Vereins zu erarbeiten. Zudem nahmen die Gewinner der von der Maćica Serbska verliehenen Nachwuchs-Preise ihre Auszeichnungen entgegen.
Lausitz auf der großen Leinwand
Spremberg/Grodk. 320 Zuschauer erlebten die Premiere der ersten Produktion des Filmlabels Lusatia Film „Ein Feuerwerk für die Kleinstadt“ am 23. März in Spremberg. Die 120 Szenen für die „Sommerkomödie aus der Lausitz“ wurden in Spremberg und Umgebung gedreht. Der rund einhundertminütige Episodenfilm besteht aus fünf Kapiteln, die sich sehr unterscheiden, aber dennoch miteinander verwoben sind. Filmpremiere in Sachsen ist am 23. April in Görlitz.
Vorschläge für Wahlkommission