Zum Jahresende erhalten Sachsens Bauern gewöhnlich eine üppige Überweisung, weil Hilfen der EU-Agrarförderung ausgezahlt werden. Doch dieses Jahr soll es nicht dazu kommen.
Bautzen/Budyšin (SN/BŠe). Landwirte in ganz Sachsen erhalten Ausgleichszahlungen für erbrachte Leistungen im Zusammenhang mit dem Naturschutz später und nicht wie üblich am Jahresende. Es geht um die Summe von 241 Millionen Euro. Rund 7 000 sächsische Landwirtschaftsbetriebe sind betroffen. Per E-Mail wurden die Betroffenen Ende Oktober vom zuständigen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) informiert. Für Betriebe ist das eine Katastrophe, weil man mit dem Geld fest rechnet. „Eigentlich waren die Gelder pünktlich am 27. Dezember auf dem Konto der Unternehmen“, erläutert der Vorsitzende des Bauernverbandes Bautzen-Kamenz Stefan Triebs, welcher zugleich Geschäftsführer der Agrargenossenschaften Radibor und Saritsch ist.
Schwarzkollm/Čorny Chołmc (SiR/SN/MiR). Seit zehn Jahren finden in der Krabat-Mühle in Schwarzkollm die Krabat-Festspiele statt. Der Vertrag mit der bisherigen Produktionsfirma der Familie Siebecke ist in diesem Jahr ausgelaufen. Kommendes Jahr übernimmt das Team um Mühlengeschäftsführer Tobias Zschieschick das Zepter. „Dieses Risiko können wir mit gutem Gewissen eingehen. Wir trauen das Projekt dem Team der Mühle zu“, erklärt der Vorsitzende des Aufsichtsrats Thomas Delling zuversichtlich. Tobias Zschieschick fügt hinzu, das letzte Jahrzehnt sei prägend gewesen und man sei dankbar für die gesammelten Erfahrungen. Die Mühle hätte weit über die Stadtgrenzen hinaus profitiert. Jetzt sei die Zeit für das Kulturzentrum gekommen, stärkere Mitbestimmungsrechte zu haben und selbst Verantwortung zu tragen. „Unser Ziel ist es, dass die Mühle damit inhaltlich gestärkt wird und wir uns dabei weiterentwickeln.“
„Musica nova sorabica – Tradicija+eksperiment“ ist eine Konzertreihe, die die Stiftung für das sorbische Volk alle drei Jahre veranstaltet. Auch dieses Jahr wurden in diesem Rahmen zahlreiche Werke sorbischer Komponisten uraufgeführt.
Budyšin/Bautzen (CRM/SN/bn). Das erste Konzert fand am 7. Oktober im Saal des Sorbischen Museums in Bautzen statt. Der Überschrift „In Memoriam Juro Mětšk“ entsprechend stand das Schaffen „des zu den bedeutendsten Komponisten seiner Generation zählenden“ Avantgardisten, wie der Moderator Sebastian Elikowski-Winkler betonte, im Fokus. Unter anderem Anna Korondi (Sopran), Malte Hübner (Violine), Martin Schneuing (Flügel) und Gerold Gnausch (Saxophon, Klarinette) interpretierten zum Beispiel „Drei Skizzen“, „Senza“ und „Euphorische Komplexe“. Erstmals erklangen „Es muss sein“ von Malte Hübner sowie Detlef Kobjelas „Dialog“ in der Bearbeitung für Bassklarinette und Klavier von Jan Cyž.
Bautzen/Budyšin (SN). Das Sorbische National-Ensemble hat Ende Oktober die Inszenierung „Dych žiwjenja – Vom Kommen und Gehen“ uraufgeführt und seither zwei weitere Male erfolgreich vorgestellt. Im April nächsten Jahres sind drei weitere Aufführungen geplant.
Berlin/Barlin (SN/MiP). Der erste „Sorbische Abend“ unter der Überschrift „Serbski wječor“ hat am 11. November etwa 140 Gäste im Berliner Club Fischladen vollauf begeistert. Zunächst lauschten die Besucher gebannt den Balladen des Liedermachers Jacke Schwarz. Hernach sorgten die Rapperinnen Kolektiw Klanki mit ihrem feministischen Hiphop inklusive des Hits „Družki“ und des neuen, auf Deutsch interpretierten Titels „Fata Morgana“ für sich stetig steigernde Bewegung im Publikum. Abschließend vermochte die Gruppe Serbska reja mit fulminant vorgetragenen, alten sorbischen Volksweisen die Stimmung nochmals zu steigern – mehrere Anwesende sprachen von nachgerade ekstatischen Zuständen.
Als kulinarische Spezialität wurde den Gästen das traditionelle sorbische Hochzeitsessen serviert – in einer rein veganen Version. Alle erzielten Einnahmen des „Sorbischen Abends“ sollen dem Verein „Bautzen rollt“ zugutekommen.
Polen bekommt eine neue Regierung, im Parlament ist die neue Mehrheit schon zu spüren. Die polnische Wählerschaft votierte in jüngster Vergangenheit für Entscheidungsträger, die eine aus Sicht der meisten Leute bei uns verstörende Politik gemacht haben. Auch das war Demokratie. Wem das nicht passt, der ist faktisch Fan einer Diktatur der Vernünftigen; was aber vernünftig ist, das ist seit den Anfängen organisierter Demokratie in der Antike strittig. Und so hat jedes Volk letztlich die Regierung, die es verdient, und damit müssen leider Gottes alle die Folgen tragen, auch die, die sie nicht gewählt haben. Die Palästinenser wählten die Hamas, das hat grauenvolle Folgen. Menschen in Deutschland kennen solche mörderischen Mechanismen: Ohne den demokratischen Weg Hitlers zur Regierungsübernahme und seinen völkermordenden Vernichtungseifer wäre Dresden nicht am Ende in Schutt und Asche gelegt worden.
Schmochtitz/Smochćicy (SN/mb). Als Gregor Kliem wiederholt einen Hörsturz erlitt, war klar: Mit dem Musizieren in seiner Rockgruppe Die Folksamen ist es vorbei. Der damalige Student der Musikwissenschaften mit dem Schwerpunkt der Musik-Ethnologie war sich nicht einmal sicher, ob Musik überhaupt noch seine Zukunft sein wird. Doch im slowenischen Ljubljana, wo der Sorbe aus Dissen ein Studiensemester verbrachte, fand er einen Neuanfang. Auf einer Brücke stehend erlebte er, wie Menschen zur Volksmusik tanzten. Und so hat er sich den sorbischen Volkstänzen zugewandt und die Gruppe „Serbska reja“ (Sorbischer Tanz) mitgegründet. Die Bevollmächtigte der Bundesregierung für Aussiedler und nationale Minderheiten Natalie Pawlik (SPD) hat Kliem beim Festakt im Bildungsgut Schmochtitz Sankt Benno den Ćišinski-Förderpreis übergeben – für kreative, mitreißende Kulturarbeit, welche alle Generationen verbindet.