Dresden/Drježdźany (BD/SN). Das sächsische Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hält es für notwendig, dass „die Kultur- und Bildungsautonomie des sorbischen Volkes von einem hohen Grad an Eigenverantwortlichkeit und Eigenbestimmung getragen wird“. Das geht aus den Zielen des Landeswahlprogramms hervor, welches am 18. Mai ein Parteitag des BSW einstimmig beschlossen hat.
Angesichts der bedrohlichen Lage des Sorbischen unterstützt das sächsische Bündnis – wie es im Konzept für den Landtag in Sachsen heißt – das „sorbisch-deutsche Miteinander“ ebenso wie das „zivilgesellschaftliche Engagement der Sorbinnen und Sorben in ihren Vereinen und Verbänden“. In der Einleitung in den sorbischen Abschnitt im Kapitel 7 erscheint die positive Feststellung zu den Sorben aufgrund der Entwicklung von der friedlichen Revolution her: „Die demokratische Berücksichtigung der Interessen der Volksgruppe der Sorben ist im Freistaat eine lebendige Tradition.“
Hoyerswerda/Wojerecy (KD/SN). Der Berliner Autor Thomas Hartwig stellte Ende April in der Hoyerswerdaer Kulturfabrik sein 2023 erschienenes Buch „Hoywoj“ vor, welches das Leben einer sorbischen Familie von der Zeit des Dritten Reiches bis in die frühen 1990er Jahre beschreibt. Auslöser für dieses Thema war die Ermordung der Aushilfskellnerin Waltraud Scheffler 1992 in der Gaststätte „Zur Grubenlampe“ von Geierswalde/Lejno durch einen Neonazi. Scheffler wollte den damals 17-jährigen Angreifer dazu bringen, die Latte vom Friedhofszaun wegzulegen und bezahlte diese Zivilcourage mit ihrem Leben, erzählt Hartwig die wahre Geschichte.
Budyšin/Bautzen (los/SN/bn). Aus unterschiedlicher Perspektive erzählt erlebten zwei Theaterstücke über die sorbische resp. Lausitzer Identität im Mai ihre Uraufführung. Im Kleinwelkaer Schwesternhaus stellten acht Laiendarsteller unter der Überschrift „Naš kraj – Unser Land“ ein „performatives Theaterstück über das deutsch-sorbische Verhältnis“ vor. Das Szenario hatten sie gemeinsam mit der Regisseurin Juliane Meckert anhand eigener Erfahrungen und Recherchen selbst verfasst. Weitere Vorstellungen sind im Rahmen des kommenden Festivals „Kommen und Gehen“ geplant.
Wir haben die Wahl – für Gemeinde- und Stadtrat bzw. Kreistag und bei den Kandidaten der Europawahl. Ich bekenne: Wie der Bestplatzierte der SPD aus Sachsen bei den Europawahlen heißt und dass er bereits seit 2022 Abgeordneter im Europaparlament ist, habe ich erst so richtig mitbekommen, als der gewaltsame Übergriff auf ihn durch die Medien ging. Auch wenn viele Namen europapolitischer Akteure Schall und Rauch sind, weiß zumindest jeder gutinformierte Zeitungsleser, worum es bei diesen Wahlen geht: um eine Rückkehr zu mehr Nationalismus oder eine Fortsetzung der inneren Integration. Das sorbische Volk als sprachlich-kultureller Brückenbauer zwischen mehreren Ländern steht dabei im Alltag für das Motto „Europa zuerst!“ Die Partei, die gerade „Unsere Bürger zuerst!“ plakatiert und schon lange „Unser Land zuerst!“ propagiert, will das krasse Gegenteil. Nämlich eine Rückkehr in die Epoche, in der (Deutsch-)Nationales dominierte – die Folgen waren bekanntlich infernalisch.
Bautzen/Budyšin (SN/bn). „Es ist uns eine große Ehre und Freude, die Premiere des Films ‚Bei uns heißt sie Hanka – Pla nas gronje jej Hanka – Pola nas rěka wona Hanka‘ in unserem Haus veranstalten zu dürfen.“ Mit diesen Worten begrüßte die Leiterin des Bautzener Filmpalastes Sibylle Schramm am 11. April die Gäste der ersten regulären Vorstellung des Films, der inzwischen deutschlandweit in den Kinos gezeigt wird. Cosima Stracke-Nawka vom sorbisch-deutschen Netzwerk Łužycafilm dankte ihr und ihrer Mannschaft „für den Anstoß und die Bemühungen, die Premiere in Bautzen verwirklichen zu können“.
Auf dem Podium des Saales „Vis-à-vis“ in Wojerecy/Hoyerswerda saßen Dawid Statnik, Vorsitzender der Domowina, Mato Krygaŕ, Vorsitzender des Sorbischen evangelischen Vereins, Marcel Brauman, Moderator und Chefredakteur der Serbske Nowiny und Hagen Domaška, Aktivist für den Serbski Sejm. Sie beendeten am 10. April die 2024 erstmals veranstaltete Diskussionsreihe „Serbska debata (Sorbische Debatte)“ mit dem Thema „Wer vertritt das sorbische Volk? Die Zukunft der politischen Partizipation“.
Bautzen/Budyšin (SN). „Es erfordert Mut, sich von vertrauten Mustern zu lösen und neue Ideen zu erkunden.“ Dieser Gedanke hat für Diana Tüngerthal einen direkten Bezug zur sorbischen Kultur im Rahmen des Strukturwandels in den Braunkohleregionen. Es gehöre genau dieser Mut dazu, „alte Pfade zu verlassen und neue Wege zu gehen, um die sorbische Sprache und Kultur für zukünftige Generationen zu bewahren“.
Die Kreativarbeiterin ist Tourismusbeauftragte in der Abteilung Strukturentwicklung, Wirtschaftsförderung und internationale Beziehungen im Landratsamt Görlitz. Zudem ist Diana Tüngerthal Mitglied des Beirates für das Förderprogramm „Sorbische Sprache und Kultur im Strukturwandel“ der Stiftung für das sorbische Volk. Diese hatte Anfang April ins Bautzener Haus der Sorben zu einem Austausch geladen, wie die jährlich 2,5 Millionen Euro, die nach dem Investitionsgesetz Kohleregionen bis 2038 zu Verfügung stehen, bestmöglich zum Nutzen von Sprache und Kultur eingesetzt werden können.