Der Saurierpark in Kleinwelka zählt heute zu den bedeutendsten und beliebtesten touristischen Attraktionen der Oberlausitz. Unzählige Gäste haben die dort maßstabsgetreu nachgebildeten Urtiere bewundert; vielen von ihnen war der Besuch ein Erlebnis mit bleibenden Erinnerungen. Zu Letzteren müssen wohl auch die beiden Wissenschaftlerinnen und Publizistinnen Janne Gärtner und Anne Waak zählen, schließlich sind sie die Autorinnen des im Dezember letzten Jahres im Verlag Berlinartbooks erschienenen Buches „Aus einem Land vor unserer Zeit – Die Kinder von Kleinwelka“. Der den berühmten Film zitierende Titel wurde bewusst gewählt und darf als Verweis auf den Inhalt des als Festeinband herausgegebenen Druckerzeugnisses verstanden werden, da sich Gärtner und Waak weniger der Erzählkunst mittels Worten als vielmehr durch Bilder verschrieben haben.
Obwohl das zweibändige Werk „Die Oberlausitz im Zweiten Weltkrieg“ bis auf die Titel keine einzige Abbildung enthält, hilft es den nachfolgenden Generationen, sich ein Bild von der Region vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg zu machen. Autor Michael Richter hat eine Überfülle Fakten zusammengetragen, die er auf 1 350 Seiten vor dem Leser ausbreitet. Eine wahre Fleißarbeit! Doch Unterhaltungsliteratur ist das nicht. Es ist eine wissenschaftliche Arbeit, die dennoch für den Laien über weite Strecken gut lesbar ist. Mit einer Einschränkung: Fast seitenlange Aufzählungen von Namen, Zahlen, Orten, Dienstgraden etc. wirken ermüdend. Spannend wird es immer dann, wenn Zeitzeugen zu Wort kommen.
Der aus dem sorbischen Rundfunk bekannte Redakteur Milan Greulich nennt sich zwar als Musiker rokotak (Drosselrohrsänger), doch seine Musik ist alles andere als der mit dem sorbischen Vogelnamen assoziierte Lärm. Nein, sein Debütalbum „Riech an Blumen (und merk dir ihre Namen)“ ist eine Sammlung zwölf ruhiger und melodischer Lieder, deren Atmosphäre sich in den Texten widerspiegelt.
Die Lieder strahlen verschiedenste Nuancen von Melancholie aus. Sie bergen Müdigkeit und Enttäuschung, doch auch Leichtigkeit und Fröhlichkeit. Der Blick zurück richtet sich gleichzeitig auf die Gegenwart: „Kannst du denn auch die alten Lieder nicht mehr hören / Ohne zu denken – ich weiß nicht, ob wir hier noch dazugehören“. Nie erwächst daraus aber die Klage „Früher war alles besser“. So heißt es: „Kannst du denn auch die alten Fotos nicht mehr sehen? / Weil du ja weißt, in Wirklichkeit war es nur etwa halb so schön“, oder auch: „Denn auch die guten alten Zeiten sind nur alt / Auch wer den Wald trotz all der Bäume sieht, sieht eben doch nur Wald.“
Ich habe es bereits gesehen: Das Magazin „Carpe noctem – Njeskónčna nóc“ – jedoch bisher nur in digitaler Form. Am 3. Dezember erscheint es gedruckt, als Einleger in der Jugendbeilage der Tageszeitung Serbske Nowiny (SN). Dann können Sie, und Sie – und auch ich es in der Hand halten und lesen, was es auf sich hat mit der unendlichen Nacht „Carpe noctem“. Dieses Medienprojekt der SN ist einmalig, ebenso wie das Mitte September in der Crostwitzer Mehrzweckhalle „Jednota“ aufgeführte Bühnenwerk, die Pop-Oper „Carpe noctem – Njeskónčna nóc“. Dort waren es vor allem junge Leute, die mit großem Engagement auf, vor und hinter der Bühne agierten. Das Magazin haben ebenfalls junge Sorben erarbeitet – Schüler, Auszubildende und Studenten. Das überaus ansprechende Titelbild des Magazins verspricht einen interessanten Inhalt. Und den gibt es! Neben Meinungsumfragen und Interviews schätzen junge Autoren ein, mit welchen Akzenten die Macher der Pop-Oper besonderen Anklang beim Publikum fanden. Es gibt kommentierende Hinweise für kommende junge Bühnenprojekte.
Die Ostsächsische Kunsthalle Pulsnitz existiert nun schon seit fast zehn Jahren, doch eine Fotoausstellung gab es dort bislang noch nie. Deshalb freute sich Sabine Schubert, die Leiterin des Ernst-Rietschel-Kulturringes umso mehr, dass es nun endlich gelungen ist, die Fotografie als eigenständige Kunstrichtung zu präsentieren. Zu verdanken ist dies in erster Linie dem Bautzener Fotografiker Jürgen Matschie, der die Schau kuratierte. Wer, wenn nicht er, wäre dafür auch so prädestiniert? Denn Jürgen Matschie kennt die Lausitzer Fotografenszene wie kaum ein Zweiter, ist mit vielen von ihnen bekannt oder befreundet und hat über einige bereits Bildbände herausgebracht. Die Ausstellung „So gesehen“ vereint insgesamt 21 Fotografen, die durch ihre Herkunft oder ihren Arbeitsort mit der Lausitz verbunden sind.
Lehrjahre sind keine Herrenjahre! Was allerdings früher in Bautzen üblich war, ist dann doch erstaunlich. Jürgen Njek, 1947 geboren, kam aus Crostwitz und war Lehrling beim Uhrmachermeister Ernst Scholze auf der Reichenstraße. Kaum war er aus dem Bus raus, da hatte er quer durch Bautzen Semmeln zu holen und sie dem Chef in die Wohnung auf der Seminarstraße zu bringen. „Ernst Scholze, für mich immer der Meister, hing zu dieser Zeit schon in seinen Ringen und machte Morgensport“, berichtet Jürgen Njek. Als Lehrling musste er danach den knapp halben Kilometer rennen, um auf der Reichenstraße pünktlich die Werkstatt und den Laden anzuheizen. Denn wenn der Meister und seine Gesellen kamen, sollte es warm sein. Davon erzählt er nun im Buch „Was wir in uns tragen“ von Christian Schneider aus dem Domowina-Verlag. 13 Porträts hat der freischaffende Autor aus Grubschütz bei Bautzen geschrieben und darin die Lausitzer im Alter von 20 bis 90 selbst zu Wort kommen lassen.
„Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen“, dies sagte Dr. Friedrich Pollack vom Sorbischen Institut, George Santayana zitierend, bei der Eröffnung der Wanderausstellung „Swoboda kiwa! Die Freiheit winkt!“ im Bautzener Steinhaus. Diese ist dort bis zum 5. September zu sehen.
In den Weiten des Internets nach sorbischer Musik zu suchen, kann sich als mühselige und zeitaufwendige Angelegenheit erweisen – vor allem, wenn nicht (genau) bekannt sein sollte, was eigentlich zu finden das Ziel ist. Ein junges Lausitzer Künstlerkollektiv hat daher ein Projekt ins Leben gerufen, das in diesem Zusammenhang Abhilfe schaffen soll. „Serbska hudźba – Sorbian music“ heißt der Youtube-Kanal, auf welchem nicht nur die Musiker des Kollektivs selbst in verschiedenen Formationen ihre Lieder mit teils aufwendig gestalteten Videos präsentieren, sondern der zukünftig als Plattform für alle sorbischen Produktionen, die weitestgehend der Pop-Sparte zugeordnet werden können, dienen soll. Bislang wurden auf dem Kanal, der derzeit etwa 500 Abonnenten zählt, zwölf Videos veröffentlicht, die insgesamt über 70 000 Mal aufgerufen wurden.
Das Jahr 2022 hält etliche Jubiläen für die Lausitzer bereit. Dem trägt der Wandkalender „Lausitz – Łužica – Łužyca“ aus dem Domowina-Verlag Bautzen Rechnung. Denn die Neuerscheinung hält nicht nur 28 Bildmotive bereit, eingefangen von Fotograf Matthias Bulang, sondern als Ergänzung auch kleine Texte, die auf die Besonderheiten des Jubiläumsjahres hinweisen.
So feiert beispielsweise Hochkirch sein 800. Ortsjubiläum. Das Blatt für Mitte Februar zeigt eine stimmungsvolle Gesamtansicht der Gemeinde unter dem Czorneboh, leicht mit Schnee überzuckert. Das Buch von Marko Greulich „Unterm Czorneboh“ erscheint 2022 anlässlich des Jubiläums in einer Neuauflage. In dem Buch ist auch eine Passage enthalten, in der der sorbische Schriftsteller und Dichter Jan Radyserb-Wjela die Schönheit Hochkirchs preist und dies auf dem letzten Kalenderblatt zitiert wird.
„Svatební a pohřební – Weddings and funerals“ ist das zweite Album des tschechischen Musikerkollektivs Lidová muzika z Chrástu. Wie der Titel nahelegt, interpretiert die Gruppe darauf traditionelle Hochzeits- und Klagelieder. Die Auswahl der insgesamt 30 Stücke erfolgte unter Berücksichtigung aller (historischen) Regionen Tschechiens. Sogar zwei deutschsprachige Weisen aus dem Sudetenland sowie ein Lied in der heute kaum noch gesprochenen Egerländer Mundart sind auf dem Tonträger zu finden. Außerdem wurden, auf die lange und freundschaftliche Beziehung zueinander verweisend, zwei Lausitzer Lieder aufgenommen, je eines auf Niedersorbisch und im Schleifer Dialekt. Das Kollektiv betritt mit den beiden letztgenannten Titeln keinesfalls Neuland, hatte es doch bereits mit dem vor etwa drei Jahren erschienenen Debüt „Za čěskimi horami (Jenseits der böhmischen Berge)“ eine Platte herausgebracht, die 25 teils stark bis hin zur Verfremdung und Dekonstruktion bearbeitete Volkslieder der Ober- und Niedersorben enthält.