Pünktlich zum 400-jährigen Gemeindejubiläum legt der Domowina-Verlag eine gewichtige Festschrift in deutscher Sprache vor: „St. Michael Bautzen: Kirche – Gemeinde – Dörfer“. Auf 274 Seiten berichten zehn Autorinnen und Autoren vielschichtig über das Schicksal einer kirchlichen Gemeinschaft, die seit jeher von den Sorben geprägt war. Die Michaeliskirche mit ihrem viereckigen steinernen Turm an der südlichen Stadtmauer ist seit vier Jahrhunderten der geistliche Mittelpunkt für die evangelischen Christen aus den Dörfern um Bautzen und aus der Spreestadt selbst. Mit seinen anschaulich erklärenden Kapiteln samt zwei Dutzend historischen „Bausteinen“, also prägnanten Zitaten aus früheren Arbeiten, tendiert das großzügig bebilderte Buch geradezu zum Nachschlagewerk.
Ein ungewöhnliches, ambitioniertes Projekt ist die aktuelle CD „poezija lubosće – die Jahreszeiten der Liebe“. Das Leipziger Duo mlokawka – eine mögliche Übersetzung wäre „Milchdohle“ – , bestehend aus der Jazzsängerin Walburga Walde und dem Gitarristen Max Löb, vereint auf dem Tonträger Lyrik und Musik. Insgesamt enthält er 19 Gedichte von Róža Domašcyna, Tomasz Nawka und Kito Lorenc. Hinzu kommen zwei Bearbeitungen traditioneller sorbischer Volkslieder sowie eine Eigenkomposition. Teilweise rezitieren Walde und Löb die Texte in deutscher, ober- und niedersorbischer Sprache abwechselnd ohne musikalische Begleitung, teilweise ergänzen sie sie mit instrumentalen und/oder stimmlichen Improvisationen.
Derzeit haben Kunstliebhaber die Möglichkeit, gleich zwei außergewöhnliche Sonderausstellungen in Bautzen zu besichtigen. Im Gegensatz zur im vergangenen Monat an dieser Stelle präsentierten Exposition „Übergang 03“ im Sorbischen Museum, die unter der Überschrift „Bilder einer Landschaft“ einem homogenen Konzept folgt, deutet die im Juni im Museum Bautzen eröffnete Schau „Kontext & Kontroverse“ bereits im Titel an, dass hier der Dialog des Widersprüchlichen im Mittelpunkt steht.
„Wobrazy krajiny – Podobe pokrajine – Bilder einer Landschaft – Wobraze krajiny. Přechod – Prehod – Übergang – Pśechod 03“ lautet der Titel einer Ausstellung, die unlängst im Bautzener Sorbischen Museum eröffnet wurde und dort noch bis zum 25. August zu sehen sein wird. Anschließend hat das Publikum unter anderem in Ljubljana und Klagenfurt die Möglichkeit, die den jeweiligen räumlichen Gegebenheiten angepasste Exposition zu besuchen. Im Sommer nächsten Jahres soll die Finissage in Cottbus stattfinden. Die Ausstellung ist das Ergebnis eines trinationalen Projekts, das Künstlern verschiedener Gattungen aus der Lausitz, Kärnten und Slowenien ein gemeinsames Forum bietet. Die Schirmherrschaft üben die sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Dr. Eva-Maria Stange, die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg Dr. Martina Münch, der Minister für Kultur der Republik Slowenien Magister Zoran Poznič und der Kärntner Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser aus.
Nach zahllosen Veröffentlichungen im Bereich der Fachliteratur hat der 1936 in Bautzen geborene, viele Jahre als Dozent an der Universität Leipzig lehrende Historiker Hartmut Zwahr die Belletristik für sich entdeckt. „Leipzig – Studentenroman“ ist der zweite von insgesamt vier geplanten Bänden, die die autobiografisch geprägte Lebensgeschichte des Protagonisten Johannes von der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen bis in die Gegenwart wiedergeben. Obwohl es sich um die direkte Fortsetzung des im vergangenen Jahr erschienenen Debüts „Abschiednehmen – Lausitzroman“ handelt, erschließt sich dem Leser das Geschehen auch ohne dessen Lektüre.
Mit „Schlesische Metamorphosen“ – einem Buch über Görlitz! – wagt sich der Domowina-Verlag ins Hinterland jenseits der Berge des Limas, die die Ostgrenze des Milzenerlandes bilden. Dennoch bewegt sich die ethnologische Dissertationsschrift von Robert Lorenz in vertrauten Gefilden. Weder die Stadt an der Landeskrone, wo der Autor mehrere Monate als Stadtseelenforscher verbrachte, ist angesichts ihrer (scheinbaren?) Nähe eine Unbekannte, noch die Suche nach – und das Basteln an – der eigenen Identität.
Oftmals führt das Aufzählen diverser Referenzen im Zusammenhang mit neu erscheinenden Tonträgern bei bemusterten Rezensenten zu erhöhter Wachsamkeit. Stets steht der Verdacht im Raum, mittels des neudeutsch so genannten Namedroppings soll vom eigentlichen Inhalt abgelenkt werden. Ob also Maik Krahl tatsächlich der „talentierteste Trompeter seiner Generation“ ist, kann der Autor dieser Zeilen weder bestätigen noch dementieren. Dennoch besteht angesichts dieses Zitats von Till Brönner, möglicherweise der Kapazität des deutschen Jazz, kein Grund zur Besorgnis. Zweifelsohne ist Maik Krahl ein Meister seines Fachs, der nun das überzeugende Debüt des nach ihm benannten Quartetts vorgelegt hat.
Zu Beginn dieses Jahres erschien im Domowina-Verlag unter dem Titel „Leben im Zwiespalt 1“ der erste Teil der biografischen Sammlung von Benedikt Dyrlich in deutscher Sprache. Chronologisch zeichnet der zu den führenden zweisprachigen Schriftstellern unserer Zeit zählende Autor seinen Lebensweg anhand von Tagebucheinträgen, Briefen, journalistischen Beiträgen von ihm und über ihn sowie diversen Dokumenten amtlicher Natur beginnend im Jahre 1964 nach. Im Original sorbische Texte wurden von Dietrich Scholze ins Deutsche übertragen.
Der unlängst erschienene Katalog „Achtzig Schätze der städtischen Sammlungen Kamenz“, zugleich der achte Band der Publikationsreihe der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, vermittelt einen repräsentativen Überblick der in der Lessingstadt zugänglichen Objekte materieller Kunst und Kultur. Erstmals sind somit die bedeutendsten Gemälde, Schriften, Plastiken, Skulpturen, Medaillen, Druckerzeugnisse, Retabeln und sogar Kostüme sowie sonstige Güter, die die kommunalen Museen der Stadt sowie das Stadtarchiv aufbewahren, in einem nahezu als Foliant zu bezeichnenden Einzelwerk gemeinsam abgebildet.
Die aktuelle Sonderausstellung des Bautzener Sorbischen Museums behandelt unter der Überschrift „Geheimnisvolle Vorfahren – Lebensbilder der Lusizer und Milzener“ das Leben der Bewohner der Lausitz im frühen Mittelalter. Die mehr als 400 ausgestellten Objekte sind dabei zwei die Exposition definierenden Kategorien zugeordnet.