Ein Erfahrungsaustausch dient oftmals dem Ziel, Denkanstöße zu erhalten, um dann eigene Probleme besser oder überhaupt lösen zu können. Anregungen mit in die Lausitz gebracht haben Mitglieder des Serbski Sejm und an einer sorbischen Kultur- und Bildungsautonomie Interessierte von ihrem Besuch Ende September in Ostbelgien.
Das Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens in Eupen besteht in diesen Tagen 50 Jahre. Dessen Parlamentspräsident zeigte sich den Zielen des Serbski Sejm gegenüber recht aufgeschlossen. Seine anfängliche Zurückhaltung wich nach den vielen Fragen der Gäste aus dem Südosten Deutschlands einem spürbaren Interesse, diesen oder jenen Aspekt zum Selbstverständnis des Sejm vertiefen zu wollen. In seiner Funktion begrüßte er schon etliche Besuchergruppen. Die Engagiertheit seiner diesmaligen Gesprächspartner jedoch imponierte ihm. Dennoch stellte er die ausgesprochene Einladung zu einem Gegenbesuch in der zweisprachigen Lausitz in den notwendigen Zusammenhang und benannte konkrete Bedingungen.
Der Bundesvorstand des Dachverbands Domowina wählte Jan Hrjehor, Leiter der Oberschule Schleife, zum vierten stellvertretenden sorbischen Mitglied des Rates der Stiftung für das sorbische Volk aus Sachsen. Marko Suchy, Vorsitzender des sächsischen Rates für sorbische Angelegenheiten, berichtete danach über die Tätigkeit des Gremiums.
Trebendorf/Trjebin (SN/at). Die acht Mandate für sorbische Vertreter aus Sachsen im Stiftungsrat sind nun personell untersetzt. Auf seiner turnusmäßigen Sitzung am 22. September im modernen Haus der Vereine in Trebendorf wählte der Domowina-Bundesvorstand Jan Hrjehor als vierten stellvertretenden Stiftungsrat. Damit entsprach der Dachverband einem Hinweis der Rechtsaufsicht der Sorbischen Stiftung. Die Wahl im Januar war nach nur sieben besetzten Mandaten abgebrochen worden.
Mit der Novellierung des Gesetzes über die Ausgestaltung der Rechte der Sorben/Wenden im Land Brandenburg Anfang 2014 ebnete der Gesetzgeber auch den Weg für Kommunen, die in den Landkreisen Spree-Neiße/Sprjewja-Nysa, Oberspreewald-Lausitz/Górne Błota-Łužyca und Dahme-Spreewald/Dubja-Błota liegen und dem angestammten sorbischen Siedlungsgebiet nicht angehören, diesem beizutreten. Die darauf aufbauende Verordnung definiert einen Zeitraum bis 31. Mai 2016, in dem Gemeinden oder Gemeindeteile ihren Antrag auf Zugehörigkeit einreichen konnten. Das gleiche Recht stand dem Rat für sorbische/wendische Angelegenheiten zu. Im Ergebnis dessen beschied das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur Anfang 2017, dass 43 Gemeinden ganz oder mit einzelnen Ortsteilen zum Siedlungsgebiet gehören sollten. Der Landtag signalisierte seine Zustimmung. Zehn Kommunen klagten gegen die Bescheide vor dem Verwaltungsgericht Cottbus.
Diese Alternative ist falsch. Denn es ist von Vorteil, wenn sich mehrere Akteure für gleiche Ziele einsetzen. Die aktuelle Satzung der Domowina und die Sejm-Dokumente verdeutlichen, an übereinstimmenden Zielen mangelt es nicht. Wo aber liegen dann Ursachen für die in der Realität oft praktizierte falsche Alternative? Könnte ein Blick in die Geschichte helfen?
Im Storchendorf Dissen/Dešno nahe Cottbus/Chóśebuz gibt es ein besonderes Nest, das Sprachnest „Zorja“. Hier erlernen seit Anfang September zwölf Frauen und Männer aus der Niederlausitz die niedersorbische Sprache. „Zorja“ bedeutet im Deutschen Morgenröte und soll verdeutlichen, dass hier im Rahmen des Lausitzer Strukturwandels beim Sorbisch-Lernen ein neuer Weg beschritten wird. Angelehnt an die Erfahrungen der indigenen Völker Salish und Mohawk in Kanada und der Bretonen in Frankreich soll der Einstieg in die Alltagssprache gelingen. Der Lehrgang dauert zehn Monate, von Montag bis Freitag stets 9 bis 15 Uhr. Aus 21 Bewerbern wurden die Anwesenden ausgewählt. Wer als Kursist dabei ist und deshalb nicht arbeiten gehen kann, erhält ein monatliches Stipendium zwischen 500 und 1 300 Euro, das ist vom bisherigen Einkommen abhängig.
Alljährlich am Vorabend des Deutsch-Sorbischen Herbstmarkts in Wartha laden der Heimatverein Radiška und die Verwaltung des Biosphärenreservats Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft zur „Serenade im Grünen“ ein. Diese erklang am 8. September bereits zum 25. Mal. Wie doch die Zeit vergeht!
Wartha/Stróža (SN/at). Das Quaken der Frösche in den nahen Teichen ist quasi eine nicht zu beeinflussende Zugabe, die die Besucher dieses klassischen Konzerts inmitten der Natur immer wieder erleben können. Zwar sind die Jahre vergangen, „die Ideen, Lust und Zielstrebigkeit jedoch haben nicht nachgelassen“. Das meinte Sieghard Kozel, Mitglied des Heimatvereins Radiška. „Wir haben die Idee und das Projekt gepflegt wie ein kleines Kind. Was wäre, hätten wir diese Idee nicht gehabt?“, fragte er zu Beginn des diesjährigen Konzerts. Aus Sicht des Biosphärenreservats sprach Referatsleiterin Susanne Bährisch von „einer ganz wichtigen Veranstaltung“.
„Nur in wenigen Fällen wird das Wirken einer Person“, die das „wissenschaftlich-kulturelle Leben der Sorben nachhaltig geprägt oder beeinflusst“ hat, in „einem Buch zusammengefasst“. Dies schreibt Betina Kaun im Vorwort zu ihrer Monografie „Der Bauingenieur Eberhard Deutschmann | Dučman – Zwischen Lausitzer Holzbaukunst und industriellem Bauen“. Der 100. Geburtstag sowie der 20. Todestag Deutschmanns waren ihr Anlass, ein Werk zu verfassen, das einer überaus vielseitigen, produktiven und wirkungsreichen Persönlichkeit gewissermaßen ein Denkmal setzt – zumal diesen Namen außerhalb der jeweiligen Fachbereiche wohl nur die wenigsten einzuordnen wüssten.
Pawk mit neuen Gesichtern
Bautzen/Budyšin. Lukaš Pěčak aus Radibor ist der neue Vorsitzende des Sorbischen Jugendvereins Pawk. Die Teilnehmer der Haupt- und Wahlversammlung am 24. September in Bautzen wählten ihn zum Nachfolger von Jakub Wowčer, der vier Jahr an der Spitze des Vereins stand. Als neue Schatzmeisterin erhielt Verena Suchec das Vertrauen, sie folgt auf Fabian Šěrak. Das 30-jährige Bestehen ist einer der Höhepunkte der Vereinsarbeit im Jahr 2024.
Mit Krabat unterwegs
Nebelschütz/Njebjelčicy. Der Krabatverein e.V. hat seit Juni einen Projektkoordinator. Jens Tiekenheinrich hat sich mit weiteren Mitgliedern des Vereins um die Organisation der diesjährigen Krabatwoche gekümmert. Vom 29. September bis zum 8. Oktober können sich Besucher Krabat in der gesamten Krabatregion, von Hoyerswerda bis Panschwitz-Kuckau und von Weißig bis Wartha, erschließen.
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