Sehen sichgut gerüstet

Mittwoch, 26. Januar 2022 geschrieben von:
Janek Schäfer

Weihnachten ist vorbei und viele Oster- und Kreuzreiter werden mir beipflichten, die Vorbereitungen für das Oster- bzw. Kreuzreiten in der Lausitz sowie für viele weitere Osterfeste sind schon in vollem Gange.

Großes Kopfzerbrechen bereitet allen – egal ob Reitern, die an den zehn verschiedenen Prozesssionen (die in Ostritz mitgezählt) teilnehmen, oder den Hausfrauen in den Kirchgemeinden sowie Einheimischen und Touristen – nun schon das dritte Ostern das Corona-Virus. Viele treibt bereits jetzt die Frage um, ob sie endlich wieder ein Osterfest erleben werden wie vor der Pandemie? Ein Jahr musste schon ganz auf die Choräle singenden und betenden Männer hoch zu Ross verzichtet werden. Und so hoffen viele, dass 2020 das einzige Jahr ohne Reiterprozessionen war. Im vergangenen Jahr waren die Prozessionen nur unter strengen Auflagen genehmigt, was sicherlich gerechtfertigt war.

Anspornen, nicht überfordern

Mittwoch, 29. Dezember 2021 geschrieben von:
Axel Arlt

Die sorbische Sprache angemessen zu vermitteln, damit sie zielstrebig erlernt und zu immer mehr Gelegenheiten im Alltag gesprochen werden kann, das ist allgemein betrachtet gewiss kein außergewöhnliches Vorhaben für das Jahr 2022. Dennoch verbirgt sich dahinter ein wichtiges Anliegen. Die/der Einzelne wie auch die gesamte sorbische Gesellschaft in ihrer sprachlich bedingten Vielschichtigkeit sollen aktiv dazu beitragen, die Muttersprache bzw. die angeeignete Zweitsprache in möglichst guter Qualität zu praktizieren. Niemand sollte dabei überfordert, sondern angespornt sein.

Nicht gekannte Herausforderung

Mittwoch, 24. November 2021 geschrieben von:
Axel Arlt

Die Domowina erwartet, dass die Gelder für sorbische Strukturwandelprojekte in Sachsen hauptsächlich in die Schaffung zusätzlicher Sprachräume investiert werden. Das geht aus dem Positionspapier ihres Präsidiums zu den Förderrichtlinien im Rahmen des Strukturwandels der Stiftung für das sorbische Volk hervor. Dabei sollen die Ergebnisse der bewilligten Maßnahmen messbar dazu beitragen, die sorbische Sprachsubstanz zu beleben und zu erweitern.

Das Ziel des sorbischen Dachverbandes ist mit dieser Forderung eindeutig: Der Braunkohleabbau hat die sorbische/wendische Sprache mehr als 150 Jahre zurückgedrängt, er hat sorbische Siedlungen als primäre Sprachräume vernichtet. Nun ist aus sorbischer Sicht Wiedergutmachung angesagt. Da bietet sich mit den Mitteln des Strukturwandels vielleicht die letzte möglichst umfangreiche Gelegenheit, um eine Infrastruktur zu schaffen, die die sorbische Sprache zu einer noch größeren Selbstverständlichkeit in der Lausitzer Gesellschaft werden lässt.

Europa soll verstehen lernen

Mittwoch, 27. Oktober 2021 geschrieben von:
Janek Schäfer

„Europa ist reicher durch nationale Minderheiten. Das sollte es langsam verste­hen lernen“. Diese Feststellung und Forderung der Europapolitikerin Walburga von Habsburg-Douglas auf der jüngsten Tagung der Europäischen Vereinigung der Minderheitentageszeitungen (Midas) Anfang Oktober unterschreibe und unterstütze ich voll und ganz.

Zu jeder Konferenz an der Vertrete­rinnen und Vertreter von Minderheiten teilnehmen, oder auch auf Treffen der Midas spürt man aufs Neue, welch besonderer Reichtum Minderheiten nicht nur im täglichen Leben, sondern ebenso in allen anderen Bereichen, wie auch der Politik sind. Solche Treffen mit Kolleginnen und Kollegen sowie der Erfahrungsaustausch stärken nicht nur die Redaktionen der Minderheitenzeitungen, sondern geben jeder Teilnehmerin und jedem­ Teilnehmer neue und vor allem kreative Impulse für die journalistische Arbeit und fürs Schrieben in Minderheiten- und Regionalsprachen, um sie zu stärken, zu bewahren und somit auch die Vielfalt Europas zu erhalten.

Stabiles Potenzial nur aus Protest?

Mittwoch, 29. September 2021 geschrieben von:
Axel Arlt

Über vier Bundestagswahlkreise verteilt sich das sorbische Siedlungsgebiet in der brandenburgischen Niederlausitz und der sächsischen Oberlausitz. Doch vordergründig unterschiedlicher könnten die Ergebnisse diesmal diesseits und jenseits der Landesgrenze nicht sein: Während die eine Regierungspartei, die SPD, in der Niederlausitz zweistellig zulegte und in der Oberlausitz knapp darunter blieb, stürzte die andere, die CDU, in ähnlichem Umfang ab. Der Unterschied ist der: Die SPD ist weiterhin stärkste Kraft im Süden Brandenburgs, dagegen wurde die CDU in Ostsachsen durch die AfD bloßgestellt. Selbst in den Hochburgen der sächsischen Christdemokraten, wie den sorbischen Gemeinden im Verwaltungsverband „Am Klosterwasser“ oder in der Stadt Wittichenau, entschieden sich durchschnittlich zehn Prozent derer, die vor vier Jahren noch CDU gewählt hatten, für eine andere Partei. Den größten Nutzen hat daraus die SPD mit einem erneuten Mandat gezogen.

Nicht mit Gold aufzuwiegen

Mittwoch, 25. August 2021 geschrieben von:
Janek Schäfer

Musik ist die Sprache, die jeder versteht, sie überwindet Mauern und Hindernisse, verbindet Menschen. Dies wissen auch die jungen Sorben rund um das Musikerkollektiv „Trio a Kumple“ und wagen sich unter – wegen der Corona-Pandemie – erschwerten Bedingungen an ein künstlerisches Projekt, das viele sorbische und deutsche Menschen zusammenzubringen verspricht.

Das Kollektiv um Simon Heiduschka bereitet die erste sorbische Pop-Oper „Carpe Noctem – Unendliche Nacht“ vor. Dieser sorbischen musikalischen Leckerbissen gibt es bisher nicht viele. Ende der 1990-ger Jahre hatte die Gruppe „Łužica live“ ein Pop-Märchen in Crostwitz höchst erfolgreich aufgeführt. Dann war es etliche Jahre still in diesem Genre, bis­ 2019 die Sorbische Oberschule Räckelwitz mit dem Musical „Quo vadis – dokal dźeš?“ (Quo vadis – Wohin gehst du?) auf sich aufmerksam machte und viel Zuspruch bekam.

Ausnahme sollte zur Regel werden

Mittwoch, 28. Juli 2021 geschrieben von:
Axel Arlt

Die von der Domowina für 2021/2022 ausgerufene Aktion „Jahr der Regionalverbände“ (Lěto župow) wurde an historischer Stelle gestartet. Nämlich ungefähr dort, wo am 24. Juli 1921 im hinteren Teil des Hoyerswerdaer Rathauses die Vertreter sorbischer Vereine die Regionalisierung ihres Dachverbandes beschlossen. Gemeinsam mit der Stadt Hoy­erswerda gedachte die Domowina knapp einhundert Jahre später dieses in ihrer Geschichte wichtigen Ereignisses.

Beharrlichkeit zahlt sich aus

Mittwoch, 30. Juni 2021 geschrieben von:
Janek Schäfer

Nun ist es beschlossene Sache: Die Domowina will einen Verbund sorbischer Schulen gründen. Damit soll die Bildungsautonomie des sorbischen Volkes erreicht werden. Vorrangig geht es darum, den sorbischen Lehrernachwuchs zu sichern, die sorbische Sprache zu stärken und Mitbestimmung darüber, was an den Bildungsstätten im sorbischen Siedlungsgebiet geschieht, zu erlangen.

Das klingt gut und auch recht plau­sibel. Die Idee dazu ist aber schon etwas älter. Die ersten Überlegungen gab es vor 20 Jahren, als es in Crostwitz zum Schulstreik kam, um die dortige Mittelschule vor der Schließung zu bewahren. Wegen einiger Hürden jedoch platzte der damalige Traum vom „Sorbischen Schulnetz“. Vorrangig spielten die Gemeinden als Träger der Bildungseinrichtungen nicht mit und auch die Lehrerinnen und Lehrer­ standen der neuen Idee skeptisch gegenüber. Am Ende wurde neben der Crostwitzer nur wenig später auch die Mittelschule in Panschwitz-Kuckau geschlossen. Was für eine bittere Pille!

Gewachsene Akzeptanz

Mittwoch, 26. Mai 2021 geschrieben von:
Axel Arlt

Wie sich die Zeiten ändern! Oft sind diese Worte mit einem Blick in die „doch viel bessere“ Vergangenheit verbunden. Anders jedoch ist es um die sorbischen Finanzen bestellt. Der Domowina-Vorsitzende Dawid Statnik spricht in einem zu Pfingsten veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur dpa von einem „Gefühl, dass Sorben und sorbische Themen stärker wahrgenommen werden“.

Als gewachsene Akzeptanz für sorbische Anliegen ist das unterschriftsreif vorliegende Vierte Finanzierungsabkommen für die Stiftung für das sorbische Volk zu werten.

Bewaffneter Strukturwandel

Mittwoch, 28. April 2021 geschrieben von:
Axel Arlt

Gemeinsam mit der Bundeswehr will Ministerpräsident Michael Kretschmer den nächsten Meilenstein für die Strukturentwicklung in der sächsischen Lausitz setzen. Dass dabei die Glasmacherstadt Weißwasser zum Garnisonsstandort eines Kampfunterstützungsverbandes werden könnte, darauf hoffen auch die Verantwortlichen in der nur wenige Kilometer entfernten Gemeinde Trebendorf. Schließlich bedeutet das Bevölkerungszuwachs. Schon heute warten dort 60 an die Medien angeschlossene Baugrundstücke auf Käufer.

Der vorgesehene Ausbau der Bundeswehrpräsenz in der sächsischen Oberlausitz soll nach dem Willen der sächsischen Staatsregierung ein Element der Strukturentwicklung nach dem Ausstieg aus der Braunkohle sein. Zwar kann die Region mit Bautzen, Kamenz, Rothenburg, Löbau, Zittau und Görlitz auf einstige Garnisonsstädte zurückschauen. Doch dieses Kapitel endete in fast allen genannten Orten spätestens mit der Abwicklung der Nationalen Volksarmee im Zuge des Beitritts der DDR zur BRD.

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